Am 21. Mai erklingt die Musik von George Crumb und Frederic Rzewski im ländlichen Ambiente des Herrenhauses Bannacker vor den Toren Augsburgs. Das von Iris Lichtinger kuratierte Programm spürt dem schnellen Vergessen unserer atemlosen Zeit im Fokus dieser bedeutenden Komponisten der Gegenwart nach.
Crumb schreibt in seiner Programmnotiz zum Makrokosmos (1972/1973) von “furchteinflössenden Bildern“, die immer wieder in ihm auftauchten – sie schienen folgende Gedanken und Fragestellungen zu begleiten: die magischen Eigenschaften von Musik; das Problem des Ursprungs des Bösen; die Zeitlosigkeit der Zeit; die tiefe Ironie des Lebens. Die symbolische Gestaltung der Notation einzelner Saetze in Kreisform, Spirale oder Kreuz weist sieben Jahrhunderte zurück auf das Mittelalter, in dem Machauts ikonischer Raetselkanon “Mein Ende ist mein Beginn” zeitlich verortet ist.
Vom MEHR MUSIK!Ensemble wird diese Reminiszenz nicht mit mittelalterlichem Instrumentarium, sondern modern verfremdend umgesetzt. Rzewskis lineare Basis-Struktur in „Coming together“ (1974) , einer unhaltbar mit ständig zunehmender Sogwirkung auf ihr Ende zurasenden Sechzehntel-Kette illustriert wiederum beeindruckend eine Textzeile des Werks, die mehrmals, immer eindringlicher, gerufen wird: „the inevitable direction of my life“ – die unvermeidliche Richtung meines Lebens.
MEHR MUSIK! Ensemble / Martin Krechlak – Saxophon, Tom Jahn – Synthesizer, Shenglong Li – Klavier, Florian Hartz – E-Bass, Edward King – Cello, Stanimir Andreev – Vibraphon, Iris Lichtinger – Stimme & Leitung